Mauthausen

Mauthausen-Überlebende Sara Rus verstorben

24.01.2024

Nachruf

Mauthausen-Überlebende Sara Rus verstorben
Sara Rus mit dem weißen Kopftuch der Mütter der Plaza de Mayo im „Park der Erinnerung“ in Buenos Aires. © Mauthausen Memorial / Christian Dürr

Am 24. Jänner 2024 starb in Buenos Aires Sara Rus, Überlebende von Auschwitz, Freiberg und Mauthausen.

Sara Rus wurde 1927 unter dem Namen Scheijne Miriam Laskier im polnischen Łódź geboren. Nach dem Überfall der Nationalsozialisten und der Einrichtung des Ghettos 1940 wurde die gesamte Familie Laskier dort interniert. 1943 lernte Sara ihren späteren Mann Bernardo kennen. Im Juli 1944 begannen die Nationalsozialisten das Ghetto zu räumen. Sara und ihre Eltern wurden nach Auschwitz-Birkenau transportiert, wo ihr Vater sofort vergast wurde. Gemeinsam mit ihrer Mutter selektierte man Sara für die Zwangsarbeit und überstellte sie in das Außenlager Freiberg des Konzentrationslagers Flossenbürg, wo beide in einer Flugzeugfabrik arbeiten mussten. Mitte April 1945 ließ die SS das Lager auf. Den Großteil der weiblichen Gefangenen transportierte man per Eisenbahn in einer zwei Wochen dauernden Odyssee in das KZ Mauthausen. Am 5. Mai 1945 wurden Sara und ihre Mutter Clara in Mauthausen von der US-Armee befreit. 

Beide kehrten danach für kurze Zeit nach Polen zurück, wo Sara und Bernardo sich wiedertrafen. Nach Zwischenstationen in Deutschland und Wien reisten die drei 1948 nach Paraguay und überquerten dort illegal die Grenze nach Argentinien. Sara brachte in Buenos Aires zwei Kinder auf die Welt: Daniel und Natalia. 

Nach dem Militärputsch am 24. März 1976 installierte das argentinische Militär eine acht Jahre dauernde Terrorherrschaft. Zehntausende Menschen wurden aus politischen Gründen entführt, gefoltert und ermordet. Rund 30000 Personen gelten bis heute als „verschwunden“. Einer von ihnen war Saras Sohn Daniel. Sara schloss sich daraufhin den „Müttern der Plaza de Mayo" an, die erste Proteste gegen die Diktatur organisierten und den Kampf um die Demokratie in Argentinien anführten. Bis zu ihrem Tod konnte Sara Rus nicht in Erfahrung bringen, wo ihr Sohn Daniel festgehalten worden war, wie er ums Leben kam und wo sich seine sterblichen Überreste befinden. In dem Interview sagte sie: „Ich habe erst ausführlich über meine eigene Geschichte zu sprechen und nachzudenken begonnen, als mein Sohn ‚verschwunden‘ ist. Dann haben wir versucht, diese beiden Geschichten zusammenzubringen.“

Die Gedenkstätte trauert um Sara Rus.