Mauthausen

Open-Air Filmretrospektive 2024: Reise ins Ungewisse – Rette sich, wer kann

21.08.2024, 20:00 - 24.08.2024, 23:00 Uhr

Seit 2005 werden im Rahmen der Filmretrospektive an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen jedes Jahr Spielfilme mit Bezug zur Geschichte des Nationalsozialismus gezeigt. Heuer beschäftigt sie sich mit dem Thema „Flucht“.

Open-Air Filmretrospektive 2024: Reise ins Ungewisse – Rette sich, wer kann
Still aus „Vor der Morgenröte“ © Filmladen Filmverleih

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 fand die parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik ein jähes Ende. Die Etablierung der straffen faschistischen Diktatur war auf der gezielten Verfolgung und Verhaftung von politisch unliebsamen Personen aufgebaut. Angehörigen von Linken, Minderheiten und jüdischen Menschen wurde das Leben kulturell und gesellschaftlich immer schwerer gemacht. Damit begann eine der größten Fluchtbewegungen Mitteleuropas, die für Millionen den Verlust der Heimat und den Tod bedeuten sollte. Von Berlin, Prag über Wien nach Marseille bis in die Pyrenäen dienten Zug- und  Schiffsverbindungen, aber auch Wanderwege und Klettersteige durch schwer zugängliches Gelände in den Zentralalpen als lebensgefährliche Fluchtrouten. Selbst an scheinbar „neutralen“ Grenzen, wie etwa derjenigen zur Schweiz, wurden Flüchtende abgewiesen und in den sicheren Tod geschickt.

Die Filmvorführungen beginnen, bei freiem Eintritt, jeweils um 20:00 Uhr vor dem Besucher*innenzentrum der KZ-Gedenkstätte Mauthausen (Erinnerungsstraße 1, 4310 Mauthausen) und werden von einem kurzen Einführungsvortrag eingeleitet. Abschließend findet ein Publikumsgespräch statt. Bei Schlechtwetter werden die Film in die Aula des BZ verlegt.

Die Filmretrospektive der KZ-Gedenkstätte Mauthausen 2024 wird kuratiert und moderiert von Elisabeth Streit und Tom Waibel (Österreichisches Filmmuseum) in Zusammenarbeit mit Stephan Matyus (KZ-Gedenkstätte Mauthausen). Die Urheberrechte an allen Texten liegen bei Elisabeth Streit und Tom Waibel.

Mittwoch, 21. August, 20:00 Uhr
Vor der Morgenröte (2016)
D/F/A, 100 min, deutsch. Regie: Maria Schrader
MIT: Josef Hader, Aenne Schwarz, Matthias Brandt, Barbara Sukowa

Der Schriftsteller Stefan Zweig (Josef Hader) ist bereits seit zwei Jahren auf der Flucht, als er 1936 zum PEN-Kongress nach Buenos Aires reist. Obwohl als Star euphorisch empfangen, lehnt er jeglichen Kommentar über das Nazi-Regime ab. Doch je länger er sich auf der Flucht befindet, desto schwerer fällt es ihm, als überzeugtem Pazifisten, seine öffentliche Zurückhaltung aufrecht zu erhalten. Ein virtuos komponierter Film über Entfremdung, Erschöpfung und die zermürbende Suche nach einer neuen Heimat, die für das Ehepaar Zweig im letztem Zufluchtsort Petrópolis ein abruptes Ende finden wird.

Donnerstag, 22. August, 20:00 Uhr
One Life (2023)
GB, 110 min, deutsch. Regie: James Hawes
MIT: Anthony Hopkins, Helena Bonham Carter, Jonathan Pryce, Lena Olin

Der junge Londoner Börsenmakler Nicholas Winton (Johnny Flynn) kommt 1938 nur wenige Wochen nach der Unterzeichnung des Münchner Abkommens in die Tschechoslowakei. In Prag trifft er auf Familien, die vor den Nazis aus Deutschland und Österreich geflohen sind. Sie fristen ihr kärgliches Dasein in Hunger und Armut.
Entsetzt über die Zustände beschließt er, jüdische Kinder zu retten. Unterstützt von seiner Mutter Babette (Helena Bonham Carter) überwindet er bürokratische Hürden,
sammelt Spenden und so beginnt ein unaufhaltsamer Wettlauf gegen Zeit.

Freitag, 23. August, 20:00 Uhr
Reise der Verdammten (1976)
USA, 155 min, deutsch. Regie: Stuart Rosenberg
MIT: Max von Sydow, Faye Dunaway, Oskar Werner, Lee Grant

Die deutsche MS St. Louis sticht im Mai 1939 von Hamburg aus nach Kuba in See. An Bord befinden sich knapp 1000 Jüd*innen, die vor Antisemitismus und der zusehends aggressiveren Rassenpolitik der Nationalsozialisten zu fliehen versuchen. Aber weder die kubanische noch die US-amerikanische Regierung erlauben den Flüchtenden, in den jeweiligen Staaten von Bord zu gehen. US-Präsident Franklin D. Roosevelt beruft sich auf den Immigration Act von 1924, der nur eine bestimmte Quote an Zuwanderern erlaubt. So beginnt für die Menschen an Bord eine Odyssee. Als Kanada ebenfalls die Einreise verbietet, wendet die St. Louis und nimmt Kurs auf Europa.

Samstag, 24. August, 20:00 Uhr
Alte Grüninger. Geschichte eines Grenzgängers (2014)
CH, 90 min, deutsch. Regie: Alain Gsponer
MIT: Stefan Kurt, Ursina Lardi, Anatole Taubmann, Max Simonischek
1938 ließen die kantonalen St. Galler Grenzbehörden die meisten illegalen Emigrant*innen passieren. Ab 19. August 1938 beschloss die Schweiz eine ausnahmslose Grenzsperre für österreichische Juden ohne Visum und deren sofortige Rückschiebung ins Deutsche Reich (Vorarlberg). Paul Grüninger (Stefan Kurt), damaliger Schweizer Polizeihauptmann, stellte sich dem inhumanen Treiben couragiert entgegen und rettete so tausenden Menschen das Leben.
Im Anschluss Publikumsgespräch mit dem Produzenten des Films, Golli Marboe.
Vor dem Film, um 16:30 Uhr, Möglichkeit zur Teilnahme an einem begleiteten Rundgang an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen (kostenlos).
Eine Shuttlebusverbindung ab Wien (14:00 Uhr) kann ebenfalls kostenlos in Anspruch genommen werden. Anmeldung zu Rundgang und Shuttlebus unter diesem Link unbedingt erforderlich!