Jeffrey A. Wolin: Written in Memory
Sonderausstellung, 05.05.2021 - 31.10.2021
Im ehemaligen Reviergebäude der KZ-Gedenkstätte Mauthausen
Henry Werdinger wurde im August 1944 vom Lager Plaszow in Polen in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert. Später wurde er in das Nebenlager Linz III überstellt und musste bis zur Befreiung im Mai 1945 Zwangsarbeit in den damaligen Hermann-Göring-Werken leisten. „Als ich Henry Werdinger das erste Mal fotografierte, wurden ihm die Porträts nicht gerecht“, sagt Jeffrey Wolin. Er habe daraufhin die Idee geboren, Henry Werdinger im Wasser stehend mit dem Blick hinaus auf das Meer gerichtet zu fotografieren (mit dem Lake Michigan als Meer). „Er krempelte seine Hosenärmel auf, watete hinaus in den See und nahm die perfekte Pose ein.“
Das Portrait Henry Werdingers ist Teil eines Zyklus unter dem Titel „Written in Memory“, im Rahmen dessen Jeffrey Wolin Dutzende Überlebende des Holocaust fotografisch portraitierte. Zur Vorbereitung führte er mit jedem und jeder einzelnen ausführliche Interviews und zeichnete ihre erzählten Lebensgeschichten auf Video auf. Wortwörtliche Auszüge daraus übertrug er daraufhin handschriftlich in die fotografischen Portraits. In den Fotos verbinden sich somit individuelles Antlitz und individuelle Erinnerung. Wolins Arbeit gibt Zeugnis von der Stärke des Individuums sowie vom Einfallsreichtum und der Widerstandsfähigkeit von Holocaust-Überlebenden, von denen wir alle eine wichtige Lektion in Sachen Menschlichkeit lernen können.
Jeffrey A. Wolin ist emeritierter Professor für Fotografie an der Indiana University. Seine Fotos wurden in mehr als 100 Ausstellungen in den USA und in Europa gezeigt.
„Diese Fotoausstellung berührt: Die Portraits zeigen Einzelschicksale, wie sie millionenfach hinter dem Holocaust stehen, gleichzeitig strahlt diese Schau auch sehr viel positive Energie und Lebenswillen aus“, sagt Barbara Glück, Direktorin des Mauthausen Memorial.