Mauthausen

Open-Air-Filmretrospektive Mauthausen: „Rechtsprechung mit ‚Unschuldsvermutung‘ – Stigmatisierung und Traumatisierung der NS-Opfer durch Nachkriegsprozesse“

18.06.2019, 11:24 - 25.08.2019, 11:24 Uhr

Von 21. bis 24. August 2019 werden vor dem Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte Mauthausen ab 20:00 Uhr Spielfilme zum Thema „Rechtsprechung mit ‚Unschuldsvermutung‘ – Stigmatisierung und Traumatisierung der NS-Opfer durch Nachkriegsprozesse“ gezeigt.

Open-Air-Filmretrospektive Mauthausen: „Rechtsprechung mit ‚Unschuldsvermutung‘ – Stigmatisierung und Traumatisierung der NS-Opfer durch Nachkriegsprozesse“
Fotocredit: KZ-Gedenkstätte Mauthausen

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Einige der Fragen, die noch Jahrzehnte nach der Befreiung vom Nazi-Regime immer wieder gestellt werden, sind: Warum gab es keine umfassenden Gerichtsverfahren gegen all diejenigen ÖsterreicherInnen, die sich der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und der Kriegsverbrechen schuldig gemacht hatten? Warum gab es nur eine dürftige juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen, warum zögerten Justiz- und Innenministerien, Staatsanwälte und Gerichte, rechtlich Bilanz über die geschehenen Untaten zu ziehen und solche Urteile zu fällen, die zumindest ansatzweise als Gerechtigkeit für die Opfer gewertet werden können? Stattdessen gab es Freunderlwirtschaft, wechselseitige „Persilscheine“, die von jeglicher Schuld reinwuschen, und eine himmelschreiende rücksichtslose Behandlung der Opfer vor Gericht, wenn sie als ZeugInnen auftraten, von ihrem Leid in den Konzentrations- und Vernichtungslagern sowie in den Ghettos erzählten und mit dem Finger auf die TäterInnen auf der Anklagebank wiesen, die sie erkannten und deren Misshandlungen nur wenige überlebt hatten.

Durch die Nicht- oder nur milde Verurteilung der NS-VerbrecherInnen und die Diskriminierung der Opfer entstand eine Kontinuität der Ungerechtigkeit, der Selbstgefälligkeit und der schweigenden Übereinkunft, sich nicht mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Heute wissen wir, dass in einer Gesellschaft, die sich nicht den eigenen Verbrechen der Vergangenheit stellt und nicht aus den individuellen Erfahrungen lernt, Diskriminierungen, Rassismus und Antisemitismus erneut alltäglich werden.

Einführung von Univ.-Prof. Dr. Frank Stern, Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte, Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, mit anschließender Diskussion.

Freier Eintritt.

Programm:

Mittwoch, 21.8.2019, 20:00 Uhr

DER PROZESS WIRD VERTAGT, DDR 1958 
Regie: Herbert Ballmann

Ein jüdischer Emigrant kehrt nach Deutschland zurück, um den Nazi, der seine Schwester zum Tod verurteilt hat, vor Gericht stellen zu lassen. Doch dieser ist nun selbst ein hoher Justizbeamter. Was kann ein Überlebender gegen einen reuelosen Mörder im Talar ausrichten? Wem kann er vertrauen? Kann sich bei dem Täter schlechtes Gewissen regen? Und welche Aufgabe kommt der Presse zu?

Donnerstag, 22.8.2019, 20:00 Uhr

ABSCHIED VON GESTERN, BRD 1966
Regie: Alexander Kluge

Eine 1937 in Leipzig geborene Jüdin verlässt in den 1960er-Jahren die DDR und geht nach Westdeutschland. Doch sie kommt mit dem gesellschaftlichen Einverständnis, dass man endlich über alles Gras wachsen lassen müsse, nicht zurecht. Sie wird straffällig, gerät in die Mühlen der Justiz und in die Hände von Männern, die sie und ihre Geschichte nicht verstehen. Der Film ähnelt in vielem der Neuen Welle des französischen Films.

Freitag, 23.8.2019, 20:00 Uhr

DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER, D 2015
Regie: Lars Kraume


Basierend auf dem Leben und dem Kampf des Frankfurter Staatsanwalts Fritz Bauer zeigt der Film dessen Versuche im Jahr 1957, den Aufenthaltsort des NS-Massenmörders Adolf Eichmann herauszufinden. Hierbei hat er immer wieder mit den Machenschaften der Justizbehörden und den Seilschaften ehemaliger Nazis zu kämpfen. Auch die deutschen Geheimdienste wollen nicht helfen und blockieren die unermüdlichen Ermittlungen.

Samstag, 24.8.2019, 20:00 Uhr

DAS ZEUGENHAUS, D 2014 
Regie: Matti Geschonneck


Von 1945 bis 1947 richteten die amerikanischen Behörden in Nürnberg ein Wohnhaus ein, in dem ehemalige Nazis, MitläuferInnen, Kriegsverbrecher und deren Angehörige sowie KZ-Überlebende untergebracht wurden, die beim Nürnberger Prozess aussagen sollten. Der Film beruht auf diesem historischen Vorbild und versucht Spannungen, Ängste, Opportunismus und den Willen zur Zeugenschaft darzustellen.

16:00 Uhr

Begleiteter Rundgang durch die KZ-Gedenkstätte Mauthausen


Kuratierung durch Univ.-Prof. Dr. Frank Stern, Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte, Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, und Mag. Stephan Matyus, KZ-Gedenkstätte Mauthausen.

Links:
Univ.-Prof. Dr. Frank Stern
Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte, Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien
Universität Wien

Veranstalter:
KZ-Gedenkstätte Mauthausen in Kooperation mit dem Schwerpunkt Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte der Universität Wien.

Information und Anmeldung:
Gratis Shuttlebus-Service von Wien (Buseinstiegsstelle: Josef Meinrad Platz, 1010 Wien, Seiteneingang Volksgarten) nach Mauthausen und retour sowie von Linz (Buseinstiegsstelle: Linz Hauptbahnhof) nach Mauthausen und retour.

Info und verbindliche Anmeldung für den Shuttlebus und den begleiteten Rundgang unterowie für den Shuttlebus und den begleiteten Rundgang (24. August, 16:00 Uhr) unter: Tel: +43 1 376 3000-121, E-Mail: info@mauthausen-memorial.org, online: www.mauthausen-memorial.org

Bei Schlechtwetter werden die Filme im angrenzenden Besucherzentrum gezeigt.

Gratis Shuttlebus-Service von Wien:
21. bis 23. August 2019
16:30 Uhr Abfahrt (Buseinstiegsstelle: Josef Meinrad Platz, 1010 Wien, Seiteneingang Volksgarten) zur KZ-Gedenkstätte (Erinnerungsstraße 1, 4310 Mauthausen)
23:00 Uhr Rückfahrt nach Wien (Busausstiegsstelle: Josef Meinrad Platz, 1010 Wien)

24. August 2019
14:00 Uhr Abfahrt (Buseinstiegsstelle: Josef Meinrad Platz, 1010 Wien, Seiteneingang Volksgarten) zur KZ-Gedenkstätte (Erinnerungsstraße 1, 4310 Mauthausen)
23:00 Uhr Rückfahrt nach Wien (Busausstiegsstelle: Josef Meinrad Platz, 1010 Wien)

Gratis Shuttlebus-Service von Linz:
21. bis 24. August 2019
​19:00 Uhr Abfahrt (Buseinstiegsstelle: Linz Hauptbahnhof) zur KZ-Gedenkstätte (Erinnerungsstraße 1, 4310 Mauthausen)
​23:00 Uhr Rückfahrt nach Linz (Busausstiegssstelle: Linz Hauptbahnhof)