Denkmalamt prüft weitere Bebauung rund um NS-Stollenanlage
17.08.2016
Das Wohnbauprojekt rund um das ehemalige unterirdische Flugzeugwerk „Bergkristall“ in St. Georgen an der Gusen geht in seine finale Phase. Eine weitere bereits geplante Bebauung des Geländes ist nun aber fraglich da bei einer Probegrabung vor kurzem unbekannte Betonstrukturen aufgetaucht sind. Genau an jener Stelle, an der sich der Haupteingang zur Stollenanlage befunden hat.
Dieser Umstand hat das Bundesdenkmalamt dazu veranlasst, das geplante Bauvorhaben erneut zu prüfen. „Sollte es sich bei den Fundamenten tatsächlich um jene des Stollens handeln, hoffen wir auf eine einvernehmliche Lösung, besonders in Rücksichtnahme auf die dort zahlreich umgekommenen Menschen“, erklärt DDr. Barbara Glück, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.
Die Stollenanlage von St. Georgen an der Gusen wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in einer Bauzeit von 13 Monaten durch Zwangsarbeit von tausenden KZ-Häftlingen – viele kamen dabei ums Leben – errichtet. Die Anlage diente unter dem Codenamen „Bergkristall“ als unterirdische Rüstungsfabrik und erstreckte sich über eine Fläche von insgesamt ca. 200.000 m² südwestlich des Ortszentrums von St. Georgen. Die gesamte Stollenlänge beträgt ca. 8,15 km, wobei 1,9 km heute noch begehbar sind.
Gemeinsam mit den KZ-Lagern Mauthausen und Gusen wurde „Bergkristall“ am 5. Mai 1945 von US-Soldaten befreit.