Nachruf auf Paul Le Caër
28.11.2016
Aus Frankreich erreichte uns die traurige Nachricht, dass Dr. Paul Le Caër am 25. November 2016 im Alter von 93 Jahren verstorben ist.
Le Caër wurde im Februar 1943 als 19-jähriger Medizin-Student aufgrund seines Widerstandes gegen den Nationalsozialismus verhaftet. Von einem französischen Gefängnis aus wurde er in das KZ Mauthausen verschleppt. Anschließend wurde er in das KZ-Nebenlager Wiener Neustadt gebracht, im November 1943 dann in das KZ-Außenlager Redl-Zipf. Als das Lager Anfang Mai 1945 aufgelöst und die Häftlinge in das Außenlager Ebensee transportiert wurden, konnte er fliehen. Im Zuge seiner Flucht nimmt er das „Totenbuch“ des Lagers mit den Namen von 266 ermordeten Häftlingen an sich und bewahrt es vor der Vernichtung.
Noch im September 1945 schloss Paul Le Caër das Bakkalaureat in Sozialwirtschaft an der Universität Caen ab. 1948 erlangt er das Diplom für Zahnmedizin an der Universität Paris und eröffnete im selben Jahr eine Praxis in Deauville. In den Jahren nach seinem Rückzug aus dem Berufsleben trat Paul Le Caër immer wieder als Zeitzeuge an französischen und österreichischen Schulen auf, um über seine Erfahrungen in den Konzentrationslagern zu berichten. 2002 erschien sein Buch "Ein junger Europäer in Mauthausen 1943-1945" in der Schriftenreihe der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.
2003 erhielt Le Caër das „Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“. 2009 entschied das Mauthausen Komitee Vöcklabruck einen Preis für Zivilcourage ins Leben zu rufen und diesen nach Paul Le Caër zu benennen. Mit dem Preis werden Menschen ausgezeichnet, die sich für Zivilcourage und Menschlichkeit einsetzen.
Wir trauern um Paul Le Caër.