Buchempfehlung aus der Bibliothek: Hans Becker O5 - Widerstand gegen Hitler
03.05.2023
Erhard Stackl rekonstruiert in einer spannenden Biografie das intensive Leben und den gewaltsamen Tod eines widersprüchlichen Tausendsassas.
Als Mitarbeiter der Propagandaabteilung der Vaterländischen Front wurde Hans Becker gleich nach dem „Anschluss“ mit dem ersten Prominententransport in das KZ-Dachau deportiert. Am 28. September 1939 wurde er von dort in das KZ-Mauthausen überstellt und am 19. Dezember 1940 aus dem Konzentrationslager entlassen.
© Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen: Zugangsliste vom 28.9.1939 (Sign. MM/E13/16)
Nach dieser traumatischen KZ- Erfahrung beteiligte sich Hans Becker am Widerstand gegen den Nationalsozialismus und gründete mit gleichgesinnten die Widerstandsgruppe O5, deren Code „5“ für den fünften Buchstaben im Alphabet steht, also „OE“ für Österreich. Dieses Widerstandszeichen befindet sich heute noch an markanter Stelle neben dem Eingang am Stephansdom.
Die Widerstandsgruppe flog kurz vor Kriegsende auf. Hans Becker kam am 1. April 1945 zum zweiten Mal ins Konzentrationslager Mauthausen. Ihm drohte durch seine Rolle im Widerstand die Hinrichtung im Lager. Ihm bekannte Lagerschreiber gaben Becker die Identität eines Franzosen und versteckten ihn im „Sanitätslager“. Dabei handelte es sich um einen Lagerteil außerhalb der Lagermauern zur Unterbringung von kranken Häftlingen, in dem es sich um eine Einrichtung zur Auslagerung von Sterbenden handelte.
© Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen: Zugangsliste vom 1.4.1945 (Sing. MM/Y50/3/16/190)
Hans Becker erlebte die Befreiung am 5. Mai 1945 und publizierte nach dem Krieg über Österreichs „Freiheitskampf“. Darüber hinaus schrieb er seine Erlebnisse der KZ-Haft in Dachau und Mauthausen auf, die auch Eingang in dieses Buch fanden.
Am 16. Dezember 1948 wurde Hans Becker in der österreichischen Gesandtschaft in Santiago de Chile ermordet. Bis heute gibt es in Österreich keine Gedenktafel, die uns an Hans Becker erinnert. Aber Dank Erhard Stackl, jetzt zumindest ein Buch.
Peter Egger