Jahresrückblick 2020
17.12.2020
Danke für Ihre Freundschaft und Unterstützung, bleiben wir auch 2021 in Verbindung!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Freund*innen und langjährige Begleiter*innen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen!
Das Mauthausen Memorial ist ein internationaler Erinnerungsort, an dem die Vergangenheit mit der Gegenwart ins Gespräch kommt und wir üblicherweise knapp 290.000 Menschen aus dem In- und Ausland mit unseren Anliegen erreichen. Heuer war und ist vieles anders.
Auf dem Areal des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen war es, abgesehen vom Sommer, aufgrund der Coronavirus-Pandemie häufig still und leer. Für uns alle war das Weckruf und Auftrag, die Verbindung zur Welt nicht abreißen zu lassen und umso lauter auf unsere Themen wie zum Bespiel Menschenwürde, eine lebendige Erinnerungskultur oder historisch-politische Bildungsarbeit aufmerksam zu machen.
Einen Schwerpunkt haben wir deswegen auf die Weiterentwicklung unserer digitalen Angebote gelegt: Unter dem Titel „Gedenkstätte digital“ haben unsere engagierten Vermittler*innen während des Lockdowns im Frühjahr knapp 50 Videos produziert – mit dem Fokus, vor allem junge Menschen während der Homeschooling-Phase zu erreichen und Pädagog*innen hochwertige Unterrichtsmaterialien für das Distance-Learning anzubieten. Dieses Angebot wurde sehr gut aufgenommen, und die Beiträge wurden auf unseren Social-Media-Kanälen insgesamt zehntausende Male angeklickt und angeschaut.
Aktuell läuft gerade der zweite Teil unserer digitalen Offensive. In Zusammenarbeit mit unseren Vermittler*innen stellen wir Objekte aus unseren Ausstellungen und unserem Depot vor und erzählen mit ihnen vom entbehrungsreichen Alltag der Häftlinge. All dies geschieht in dem Bewusstsein, dass sich mit diesen Angeboten ein Besuch des historischen Ortes aber nicht ersetzen lässt.
Covid-19 hat uns heuer ganz oft die Grenzen unseres Handels gezeigt, dennoch liegt ein ereignisreiches Jahr fast hinter uns. Zeit um auf herausfordernde Monate und viele berührende Augenblicke und Begegnungen zurückzublicken:
Zur Zeit läuft die so wichtige Weiterentwicklung der Gedenkstätte Gusen. Die Bundesregierung hat ein klares Bekenntnis zu diesem Ort abgegeben und die Verhandlungen zur Ablöse von Grundstücken bereits aufgenommen. Es gibt viele gute Ideen und Pläne, in Gusen verstärkt Erinnerungsarbeit zu leisten, die in die Zukunft gerichtet ist – das ist ein wichtiger Meilenstein für die Gedenkkultur in Österreich und die Aufarbeitung der Geschichte zwischen 1938 und 1945.
Für Gusen, aber vor allem auch für die Gedenkstätte Mauthausen, ist es heuer gelungen, eine Lücke zu schließen. Gemeinsam mit Landespolitiker*innen, lokalen Meinungsbilder*innen und durch tatkräftige Unterstützung des Verkehrsverbundes in Oberösterreich ist die KZ-Gedenkstätte Mauthausen endlich Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes und mit dem Bus erreichbar geworden. Die neue Linie verkehrt zwischen dem Linzer Bahnhof und dem Mauthausen Memorial.
Unsere wichtigsten Gedenktage im Jahr, rund um die Befreiung des KZ Mauthausen am 5. Mai, haben wir an unseren Gedenkstätten heuer würdig aber ruhig verbracht. Es war uns wichtig, die historischen Orte zugänglich zu machen, und viele internationale Vertretungen und kleine Gruppen haben diese ersten Tagen der Öffnung nach dem ersten Lockdown genützt, um zu uns zu kommen. Die Beziehung zum historischen Ort ist uns allen ein großes Bedürfnis. Für all jene, denen dies heuer aber nicht möglich war, haben wir das Andenken an die Opfer und die Überlebenden, soweit dies möglich war, in die digitale Welt verlegt. Unter dem Hashtag „Liberation1945“ haben uns viele berührende Zeichnungen und Gedanken zum Thema „Befreiung“ erreicht.
Etwas Normalität durften wir während der Sommermonate leben. Wir freuten uns über viele Besucher*innen, die von unseren Vermittler*innen begleitet wurden, und konnten unter Wahrung aller Sicherheitsvorgaben und Hygienevorschriften unsere alljährliche Open-Air-Filmretrospektive durchführen. Unsere Hoffnungen auf eine lebendigere Herbstzeit wurden mit weiteren Einschränkungen und einem zweiten Lockdown zunichtegemacht. Aber auch diesmal gilt: Gedenken muss immer, auch in diesen herausfordernden Zeiten, möglich sein. Und so starteten wir heuer unser zweites digitales Bildungsangebot unter dem Motto „Objekte erzählen Geschichte(n)“. Aktuell dürfen wir Sie nicht nur mit diesen Videos zu Objekten aus unseren Ausstellungen und Sammlungen ansprechen, sondern seit 8. Dezember auch wieder an die historischen Orte selbst einladen.
In Anerkennung der Leistung des gesamten engagierten Teams an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen durften wir uns kürzlich über die Auszeichnung mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel freuen. Diesen Ansporn aufgreifend, blicken wir optimistisch und voller Tatendrang in die Zukunft und freuen uns auf viele spannende Projekte und Vorhaben im nächsten Jahr.
An dieser Stelle möchte ich mich bei Ihnen für Ihr Wohlwollen, Ihre konstruktive Kritik und Ihr Interesse an unserer Arbeit bedanken. Bleiben Sie bitte auch weiterhin mit uns in Verbindung.
Ich wünsche Ihnen Alles Gute für 2021 und vor allem viel Gesundheit!
Mit freundlichen Grüßen
DDr.in Barbara Glück
Direktorin KZ-Gedenkstätte Mauthausen / Mauthausen Memorial