Nachruf auf Paul Encelot
03.07.2019
Im Juni verstarb der Franzose und Mauthausen-Überlebende Paul Encelot.
Am 1. März 1943 wurden sämtliche Jugendliche der Region der Geburtsjahrgänge 1920-1922 in das Rathaus von Ligny-En-Barrois bestellt; sie sollten mit dem STO (Service du Travail Obligatoire) zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert werden. Im Anschluss daran sangen die Jugendlichen aus Protest die französische Nationalhymne Marseillaise. Sie wurden von der Gestapo verhaftetet, zehn von ihnen in die Konzentrationslager Mauthausen und Sachsenhausen deportiert, unter ihnen Paul Encelot.
Im Juli 1943 wurde Paul Encelot in Viehwaggons ins Außenlager am Loiblpass transportiert und musste dort Zwangsarbeit beim Tunnelbau und bei der Rodung des Nordlagers leisten. Encelot beschreibt seine Arbeit im Tunnel mit Hacke und Presslufthammer in Tages- und Nachtschichten als qualvoll, die Behandlung der Wachmannschaften und der Kapos brutal, die Verpflegung unzureichend. Seine notdürftige Häftlingskleidung war ständig durchnässt. Er zog sich schwere Verletzungen zu, die in der Krankenstation des Südlagers ohne Narkose behandelt wurden. Paul Encelot erinnert sich auch an das provisorische Krematorium, in dem die Toten verbrannt wurden. Im Mai 1945 wurde Paul Encelot schließlich von slowenischen Partisanen im KZ Loibl-Süd befreit.
Die Mitarbeiter des Gedenkbüros des Mauthausen Memorials hatten das Privileg, Paul Encelot im Juli 2014 in Ligny-En-Barrois kennenzulernen, ihn zu seiner Lebensgeschichte zu befragen und die Orte, an denen seine Deportation den Ausgang nahm, mit ihm zu besuchen. Die Geschehnisse während der KZ-Haft waren Paul Encelot sichtlich schmerzhaft in Erinnerung. Dennoch setze er sich unbeirrbar für das Gedenken und Mahnen ein. Unter seiner Beteiligung entstand in Ligny ein Denkmal für die jugendlichen Opfer des 1. März 1943, er nahm an den jährlichen Gedenkveranstaltungen „Parcour mémoriel“ in Nancy teil und wurde 2016 mit dem Verdienstorden der Legion d’Honneur ausgezeichnet.
Paul Encelot bleibt uns unvergessen.
Wir trauern um Paul Encelot.