Orthodoxe Gedenkfeier an den KZ-Gedenkstätten Mauthausen und Gunskirchen
12.09.2022
Ein Rückblick
Im Rahmen einer mehrtägigen Gedenkreise durch Europa besuchten Anfang dieser Woche 300 Mitglieder der orthodox-chassidischen Gemeinschaft „Ichud Mosdos Gur“ die KZ-Gedenkstätten Mauthausen und Gunskirchen. Das Programm bestand aus einer Gedenkzeremonie, welche in der Aula des Besucherzentrums an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen abgehalten wurde, aber auch aus einem selbstgeführten Rundgang durch das Gedenkstättenareal. Ein Überlebender der Shoah, Rabbi Leibel Friedmann, welcher eigens aus New York anreiste, begleitete die streng gläubige Bewegung und hielt einen Vortrag über seine Geschichte:
Friedman wurde 1944 als ältester von sieben Kindern mit seiner Familie aus deren tschechoslowakischen Heimatstadt Beregsaz, die von Ungarn besetzt war, heute Berehowo heißt und in der Ukraine liegt, nach Auschwitz und gemeinsam mit seinem Vater und einem seiner Brüder weiter nach Mauthausen deportiert.
Nach ihrer Ankunft am 28. Mai 1944 wurden die Brüder nach Gusen II überstellt, der Vater nach Ebensee, wo dieser eine Woche vor der Befreiung 1945 ermordet wurde. Die Brüder mussten beim Bau der „Bergkristall“-Stollen Schwerstarbeit leisten. Im März 1945 war der 15-jährige Leibel, der mit dem Namen „Jenö“ als ungarischer Jude registriert war, so schwach, dass er zum Sterben ins Sanitätslager Mauthausen eingewiesen wurde, jedoch mit viel Glück mehreren Selektionen entkam. So wurde er am 5. Mai in Mauthausen befreit.
Sein Bruder hingegen wurde am 24. April gemeinsam mit 846 jüdischen Häftlingen von Gusen ins Zeltlager überstellt und wenig später auf einen der Todesmärsche ins Waldlager Gunskirchen getrieben, das für tausende Juden zum Todeslager wurde.
Nach der Befreiung und Genesung von ihren schweren Typhus- und Fleckfieberinfektionen fanden sich die Brüder in Bratislava wieder und wanderten in die USA aus. Seit Ende der 1970er Jahre besucht Friedmann regelmäßig die Orte der Verbrechen in Mauthausen, Ebensee, Gusen und Gunskirchen.
Bevor die orthodoxe Gruppe zur Hauptgedenkzeremonie nach Gunskirchen aufbrach, wurde vor dem jüdischen Denkmal ein Gruppenfoto aufgenommen und traditioneller Gesang, welcher den hier Ermordeten gedenken soll, angestimmt.
An der Gedenkstätte Gunskirchen wurde das jüdische Totengebet “El malej Rachamim” vorgetragen sowie eine Gedenktafel enthüllt.