Rückblick Evening Lecture: NS-Medizinverbrechen, juristische Ahndung und die Zweite Republik. Das Fallbeispiel des Kärntner KZ-Arztes Dr. Sigbert Ramsauer.
28.11.2024
Am Donnerstag, den 28. November 2024, wurde am Wiener Standort der KZ-Gedenkstätte Mauthausen die Evening Lecture „NS-Medizinverbrechen, juristische Ahndung und die Zweite Republik. Das Fallbeispiel des Kärntner KZ-Arztes Dr. Sigbert Ramsauer“ gehalten. Etwa 35 Interessierte nahmen an der Veranstaltung teil, bei der die Forscher*innen Lisa Rettl und Peter Pirker neue Ergebnisse zur Rolle des Kärntner KZ-Arztes Dr. Sigbert Ramsauer präsentierten.
Sigbert Ramsauer, der von 1943 bis 1945 als SS-Hauptsturmführer und Arzt im Konzentrationslager am Loibl tätig war, hatte die Macht, über Leben und Tod der Häftlinge zu entscheiden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Ramsauer 1947 wegen seiner Vergehen zu lebenslanger Haft verurteilt, doch bereits kurze Zeit später praktizierte er wieder als Arzt in Klagenfurt.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Vorstellung der erweiterten Neuausgabe des Buches „Ich war mit Freuden dabei. Der KZ-Arzt Sigbert Ramsauer. Eine österreichische Geschichte“ von Lisa Rettl und Peter Pirker. Diese neue Ausgabe bietet tiefere Einblicke in Ramsauers Leben und beleuchtet seine Rolle als einer der prominenten NS-Täter. Die Vortragenden, Lisa Rettl und Peter Pirker, die sich beide intensiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus, des Widerstands und der NS-Verbrechen beschäftigt haben, gaben den Teilnehmer*innen einen tiefen Einblick in ihre Forschungen und die Bedeutung von Ramsauers Vergehen im Kontext der österreichischen Nachkriegszeit.
Die Veranstaltung bot somit nicht nur einen Blick auf die Geschichte eines zentralen Täters der NS-Medizinverbrechen, sondern regte auch zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Nachkriegszeit und der oft unzureichenden juristischen Aufarbeitung von NS-Verbrechen in Österreich an. Die ausführliche und differenzierte Darstellung von Ramsauers Leben und den Umständen seiner Wiedereingliederung in die Gesellschaft zeigte, wie komplex und unvollständig die Aufarbeitung dieser Verbrechen im Nachkriegsösterreich war und bleibt.