Das Überleben feiern
03.04.2025
Nachbericht zum Gedenkmarsch in Erinnerung an die „Todesmärsche“ von Mauthausen und Gusen nach Gunskirchen

2025 jähren sich zahlreiche Ereignisse, die mit dem verbrecherischen System des Nationalsozialismus in Zusammenhang stehen, zum achtzigsten Mal – darunter auch die sogenannten „Todesmärsche“ von Mauthausen nach Gunskirchen. Bei diesen Märschen, die im Frühjahr 1945 stattfanden, wurden Tausende jüdische Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen aus den Konzentrationslagern Mauthausen und Gusen in ein provisorisches Lager nach Gunskirchen getrieben. Diejenigen, die den Märschen nicht standhielten, starben an Erschöpfung, Hunger oder wurden ermordet.
In Erinnerung an die Opfer organisierte die KZ-Gedenkstätte Mauthausen in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnerorganisationen – darunter das Mauthausen Komitee Österreich, das Mauthausen Komitee Enns, die Arbeitsgemeinschaft „GEH-DENK-SPUREN”, die ANTIFA – Welser Initiative gegen Faschismus, die Christen an der Seite Israels Österreich, die Kath. Jugend Oberösterreich, die Gedenkinitiative Gunskirchen-Edt, das ABC Anton Bruckner Centrum Ansfelden, das Programmkino Wels und die Rhema Gemeinde Linz – eine dreitägige Gedenkwanderung entlang der historischen Route der „Todesmärsche“. Viele Engagierte brachten sich ehrenamtlich ein, was die Ausrichtung dieser Veranstaltung erst ermöglichte.
Bei einer Auftaktveranstaltung am 31.3. an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen lernten sich die Teilnehmenden kennen. Teil der Gruppe waren Angehörige von Gunskirchen-Überlebenden, die aus Israel, den USA und Australien angereist waren. Bei einem „Get-together“ trafen sie die Teilnehmenden aus Österreich, die teilweise aus der Region, teilweise aus anderen Bundesländern stammten.
Vom 1. bis zum 3. April 2025 nahmen schließlich täglich zwischen 80 und 130 Personen an der Gedenkwanderung teil. Manche absolvierten Tagesetappen, ein Großteil der Gruppe ging jedoch alle 60 Kilometer von Mauthausen bis Gunskirchen. Die Wanderung fand in einer besonders intensiven, respektvollen Gemeinschaft statt, die von einer nachdenklichen, tief berührenden Atmosphäre und intensivem Austausch geprägt war.
Entlang des Weges berichteten Angehörige von Gunskirchen-Überlebenden von ihren Familiengeschichten, wie zum Beispiel Jack Hersch in Enns von der Fluchtgeschichte seines Vaters. An anderen Stellen traf die Wandergruppe regionale politische Vertreter, Engagierte in Gedenkinitiativen und sie konnte einen Eindruck gewinnen, wie in Schulen der Region die NS-Geschichte unterrichtet wird. Die große Wandergruppe erregte Aufmerksamkeit und wurde vielfach von Vorbeikommenden gefragt, was denn der Grund für die Wanderung sei.
Die letzte Etappe führte durch Wels und schließlich in den Ort Gunskirchen, wo an der Alten Volksschule eine Gedenktafel in Erinnerung an das Aufbaukommando des Konzentrationslagers errichtet wurde. Dann ging es weiter zum Denkmal, das in Erinnerung an das KZ-Lager Gunskirchen in den 1970er Jahren an der B1 errichtet worden war. Den berührenden Abschluss des Gedenkmarsches bildete eine Gedenkveranstaltung am ehemaligen KZ-Areal im Wald: Steine, mit Namen von Toten und Überlebenden waren von den Wandernden mitgetragen worden und wurden nun im Wald abgelegt. In den Ansprachen von Teilnehmenden des Gedenkmarsches wurde die Last der Geschichte für die nachkommenden Familien deutlich. Emotionale Momente, auf die Tanz und Gesang folgten. Ganz nach dem Motto: Das Überleben muss gefeiert werden!