Mauthausen

Goldenes Verdienstzeichen für Zeitzeugenarbeit: Stanisław Zalewski geehrt

07.04.2025

Stanisław Zalewski, einer der letzten noch lebenden Überlebenden des KZ-Systems Mauthausen-Gusen, wurde mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet.

Goldenes Verdienstzeichen für Zeitzeugenarbeit: Stanisław Zalewski geehrt
Foto © BMI Jürgen Makowecz

Die feierliche Überreichung erfolgte durch Innenminister Gerhard Karner in Wien.

Der bald 100-Jährige wurde 1925 in Polen geboren und 1943 als Jugendlicher wegen seiner Kontakte zu Widerstandsgruppen vom NS-Regime verhaftet. Er überlebte die Konzentrationslager Pawiak und Auschwitz-Birkenau sowie die Lager Mauthausen, Gusen I und Gusen II. Im KZ Gusen II war Zalewski Teil der Zwangsarbeitskommandos „Messerschmitt“ und „Bergkristall“, wo er unter unmenschlichen Bedingungen Flugzeugteile für die deutsche Rüstungsindustrie herstellen musste. Nach seiner Befreiung durch US-amerikanische Truppen kehrte er nach Polen zurück, holte seinen Schulabschluss nach, studierte und gründete eine Familie.

Bis heute engagiert er sich unermüdlich als Zeitzeuge und Aktivist für die Erinnerung an die NS-Verbrechen. Er besucht Schulen und Gedenkorte, spricht mit Jugendlichen und setzt sich für einen würdigen Umgang mit dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen ein. In seiner Rede betonte er, dass nicht Worte, sondern konkrete Taten entscheidend seien. Und er erinnerte auch an die Kraft der Hoffnung: „Das Wichtigste ist, das Lächeln nicht zu verlieren. Wenn man einmal lächelt, lebt man fünf Minuten länger“, so der 99-Jährige. Neben Zalewski sprachen auch Innenminister Gerhard Karner sowie die Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Barbara Glück, die die Bedeutung des Engagements des Überlebenden für die heutige Erinnerungskultur und den Erinnerungsort Gusen hervorhob.

Unter den Gästen der Veranstaltung befanden sich unter anderem auch der Sohn des Geehrten, der polnische Botschafter in Österreich Zenon Kosiniak-Kamysz,  Hannah Lessing Vorständin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und Vertreter*innen des Innenministeriums sowie die Regisseurin Magdalena Żelasko.

Żelasko hat den Dokumentarfilm „Stanisław Zalewski. Botschafter des Erinnerns“ gedreht – den ersten Langfilm über den Überlebenden. Der Film basiert auf etwa 100 Stunden Filmmaterial und richtet sich an ein breites Publikum mit Interesse an Erinnerungskultur, Geschichte und demokratischen Werten. Im Rahmen des Wien-Aufenthalts von Stanisław Zalewski wird der Film derzeit täglich vor über 300 Schüler*innen gezeigt und anschließend gemeinsam mit ihnen diskutiert.

Die Auszeichnung und die begleitenden Veranstaltungen machten eindrucksvoll sichtbar, wie wichtig persönliche Zeugnisse für das kollektive Gedächtnis sind. Stanisław Zalewski steht mit seinem Leben und Wirken für ein klares „Nie wieder“ – und für die Hoffnung, dass durch Bildung, Dialog und Engagement künftige Generationen für Demokratie, Menschenrechte und Mitmenschlichkeit eintreten.